Workshop Stegreifreden

"Am meisten Vorbereitung kosten mich immer meine spontan gehaltenen, improvisierten Reden." – Winston Spencer Churchill (1874-1965)

von Schorsch M. Tschürtz

Kurzbeschreibung

Dies ist ein abendfüllender Workshop rund ums Thema Stegreifreden. Dabei wechseln sich Theorie, Stegreifreden und Feedback mehrmals ab. Da die Rollen ständig wechseln und viele Stegreifreden stattfinden, kommt tendenziell jeder einmal an die Reihe und Langeweile nicht auf.

Damit das Zusammenspiel der unterschiedlichen Rollen funktioniert, sollte mindestens ein Moderator mit etwas Erfahrung im Team sein.

Zeit

120 Minuten

Ablauf

Thema Zeit
Einleitung 10'
1. Theorieteil 10'
vier Stegreifreden 12'
Bewertungen 6'
PAUSE 10'
2. Theorieteil 10'
vier Stegreifreden 12'
Bewertungen 6'
PAUSE 10'
3. Theorieteil 10'
vier Stegreifreden 12'
Bewertungen 6'
Schluß 5'

Vorbereitung

Folgende Rollen sind zu besetzen:

  • 3 Moderatoren, welche die drei Theorieblöcke vorstellen und dazu einen Stegreifredenblock vorbereiten
  • 2 Bewerter pro Stegreifredenblock
  • 1 Zeitnehmer
  • viele, viele Stegreifredner

Natürlich können die Ämter zwischen den Blöcken wechseln, z.B. jemand in einem Block als Bewerter auftritt und im nächsen selbst redet.

Einleitung

Der erste Moderator eröffnet die Veranstaltung, beispielsweise mit den Worten:

"Stegreifreden! Das üben wir heute."

Anschließend sind folgende Punkte abzuarbeiten:

  • alle Teilnehmer schreiben ihren Namen auf einen Zettel. Die Zettel werden eingesammelt, um damit später Stegreifredner auszulosen.
  • Gäste dürfen auch nach der Pause "Namen" abgeben.
  • Erkläre den Ablauf des Abends mit den 3 Blöcken.
  • Stelle die Ämter vor (3 Moderatoren, Bewerter, Zeitnehmer)

Ablauf eines Stegreifredenblocks

Im Wesentlichen

  • Der Stegreifredenleiter stellt ein Thema vor.

    (Ziehung des Stegreifredners nach Vorstellung des Themas) Moderator assistiert bei der Ziehung

Redezeit: Zwei Minuten Zeit + 30 sec dann Ende.

Aufgabe der Bewerter

Die Bewerter achten jeweils auf den im Theorieteil besprochenen Aspekt. Sie geben nach den 4 Stegreifreden ein kurzes Feedback (1-2 Minuten pro Rede). Dabei empfiehlt es sich, pro Block 2 Bewerter zu haben, die sich abwechseln:

Stegreifrede Bewertung
Rednerin 1 Bewerterin A
Rednerin 2 Bewerterin B
Rednerin 3 Bewerterin A
Rednerin 4 Bewerterin B

1. Theorieteil: Wie geht Stegreifreden?

Geschichtliche Herkunft

Stegreif hat weder mit stehen zu tun, noch mit greifen (an die Tafel schreiben). Sondern kommt von Steg + Reif. In den Steg-Reif steckt man seinen Fuß, der gibt beim Reiten Halt. „Aus dem Stegreif“ bedeutet also wörtlich: ohne vom Pferd zu steigen.

Früher gab es kein Radio, kein Fernsehen, kein Internet. Eilige Nachrichten wurden per berittenem Boten verbreitet. Dieser hatte keine Zeit, aus dem Sattel zu steigen und rief dem Empfänger die neuesten Nachrichten zu, z.B. über die neuesten Verhältnisse an der Front. Diese Reden fielen immer recht kurz aus.

Auf was sollte man als Stegreifredner achten?

  • Zuhören; was ist überhaupt die Aufgabe?
  • Denkpause bis zu 30 sec nutzen; gedankliche Vorbereitung; ersten Gedanken verwenden
  • Rene Borbonus: "Unser Unterbewusstsein ist klüger als wir denken, deshalb liegt man nie verkehrt, wenn man den ersten tragfähigen Gedanken, der einem zum betreffenden Thema einfällt, zur Kernaussage seines Kurzvortrags macht".
  • Thema aufgreifen; Einleitung
  • eigene Gedanken/Ideen vortragen; Mittel-/Hauptteil
  • Schluss finden; prägnantes Ende
  • Wichig: Ein Redeziel / eine Kernaussage sollte erkennbar sein.

Aufgaben für die Bewerter

Im ersten Stegreifredenblock sollten die Bewerter besonders achten auf:

  • Vorbereitung und Start
  • Wie haben die Redner Ablauf, Struktur und Redeabsicht umgesetzt?

2. Theorieteil: Strukturen für eine gute Stegreifrede

Für eine gute Stegreifrede sind Redeabsicht und Struktur entscheidend

Im folgenden werden drei mögliche Strukturen vorgestellt. Als Beispiel dient die Frage "Was hälst Du von Anglizismen in der deutschen Sprache?"

Ein Aspekt: Geschichte -> Botschaft

Diese Struktur einget sich für eine "Heldenreise":

  • persönliches Erlebnis: "Ich habe einmal eine Rede gehört die war so voll mit Anglizismen, dass …"
  • über das Gefühl sprechen (Freude, Angst, Wut, Trauer oder Sorge),
  • persönliche Erfahrung
  • Fazit: "Deshalb sollten Anglizismen…(Botschaft/Stellungnahme)..."

Zwei Aspekte: pro + contra -> Meinung -> Botschaft

Diese Struktur eignet sich als "Beitrag zur Debatte":

  • Anglizismen sind gut/hilfreich weil
  • Aber sie bieten auch folgende Gefahren
  • Ich bin der Meinung dass…
  • Deshalb sollten Anglizismen…(Botschaft/Stellungnahme)

Drei Aspekte: informativ

Diese Struktur beinhaltet eine Kette gleichwertiger Argumente -> Zielsatz.

Dies geht als Chronologische Kette: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Beispiel:

  • Vor dem zweiten WK/ früher keine Anglizismen
  • Heute Anglizismen fester Bestandteil
  • Trend wird sich in der Zukunft durch Globalisierung weiter verstärken
  • Deshalb sollten Anglizismen…(Botschaft/Stellungnahme)

siehe auch: Fünfsatztechnik

Aufgaben für die Bewerter

  • Welche Strategie haben die Redner verwendet?
  • Wie haben Struktur und Redeabsicht zusammen gepaßt?

3. Theorieteil: Notfallstrategien

Wenn einem nichts einfällt.

Keine Idee? Der Kopf ist leer? Folgende Ausweichstrategien sind möglich:

W-Fragen aufsagen:

Wer, Was, Wie, Wieso, Weshalb, Warum, Woher, Wozu, Wohin, Wie viele, Wen, Wo, Wann, Welche. W-Fragen sind offene Fragen, man kann sie nicht mit Ja oder Nein beantworten. Sie fördern die Kommunikation, fragen Meinungen und Informationen ab.

Beispiel: "Warum gibt es eigentlich Anglizismen in der deutschen Sprache?"

Laut denken:

Sie sprechen jene Fragen, die Sie sich sonst im Stillen stellen, laut aus und lassen Ihre Zuhörer quasi an der Geburt Ihrer Gedanken teilhaben:

  • Woher kommen eigentlich Anglizismen?
  • Warum sind Anglizismen wichtig/unwichtig?
  • Wann benötigen wir ein Anglizismus?
  • Welche Bedeutung haben Anglizismen für uns?
  • Wo sollte man besser auf Anglizismen verzichten?

Weitere Ausweichstrategien:

  • Frage wiederholen, um Zeit zu gewinnen: "Was halten sie von Anglizismen in der deutschen Sprache?"
  • Publikum begrüßen: "Liebe Gäste, ist das nicht ein schöner Abend?"
  • Frage variieren: "brauchen wir Anglizismen in der dt. Sprache?"
  • Ablenken: Umlenken auf ein anderes Thema in dem man sich auskennt (ich brauche Sie nicht, ich kann aber auch kein Englisch -> braucht man heute Englisch?…)
  • Verwirren und eine völlig andere Geschichte erzählen: "Englisch kann ich nicht. Ich kann aber auch nicht schwimmen. Muss man heutzutage schwimmen können?" -> pro + contra zum Thema schwimmen. Wichtig: am Schluss wieder auf die Ursprungsfrage zurückkommen (und ähnlich wie mit dem schwimmen, verhält es sich auch mit den Anglizismen – Es kommt immer auf die Lebenssituation an, in der man sich befindet.

Aufgaben für die Bewerter

  • Welche Strategie hat der Redner verwendet?
  • Wurde ein Notfallplan angewendet?
  • Kam eine Struktur und Redeabsicht zustande?

Tips zur Durchführung

  • Überlegen ob alle Anwesenden bewerten sollen oder nur ein Bewerterteam als "Jury"
  • Wie groß ist das Bewerterteam? 3 Bewerter hat gut geklappt
  • Ausschließen, dass in der letzten Runde ein Redner zwei Mal redet (ist passiert, da nur 10 Redner vorhanden waren. Ein Bewerter musste in einer Runde zwei Mal die selbe Person bewerten
  • Im Vorfeld das Moderatorenteam zusammenbringen (die 3 Moderatoren, jeder übernimmt eine Runde), um Inhalte und evtl. Art der Stegreifreden zu koordinieren

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